Politische Bildung und Demokratiepädagogik finden sich explizit im Lehrplan der Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher in Rheinland-Pfalz (Lehrplan für die Fachschule Sozialwesen, Fachrichtung Sozialpädagogik, 2011).
2018 bildeten zwei Fachforen „Demokratiepädagogik in Kindertagesstätten“ den Auftakt zur Intensivierung der Auseinandersetzung mit diesem Auftrag der Kindertagesstätten. Geplant und durchgeführt wurden die Foren an den historischen Orten Hambacher Schloss und Historisches Rathaus Koblenz durch das Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit Rheinland-Pfalz (IBEB) mit dem Ministerium für Bildung und in Kooperation mit dem Landkreistag, Städtetag, Gemeinde- und Städtebund, dem Institut für Lehrerfort- und - weiterbildung (ilf), der Diakonie Pfalz und dem Kompetenznetzwerk Demokratie leben! In Rheinland-Pfalz.
Bei den Fachforen ging es einerseits um die Vermittlung rechtlicher Grundlagen zum Thema Demokratiepädagogik und andererseits um das Kennenlernen bereits erprobter Modelle. In Workshops wurden u. a. folgende Themen entfaltet: Voraussetzungen für die Partizipation von Kindern unter 3 Jahren; Wie das Handeln pädagogischer Fachkräfte die Gesellschaft verändert; Demokratie bedarf mündiger Fachkräfte; Gelebte Demokratie – Abstimmungsverfahren in der Kita; Vom Anhörungsreicht zur Mitbestimmung – Eltern demokratisch am Kita-Alltag beteiligen; Unterstützungsmöglichkeiten in den Bereichen von Abwertung und Ausgrenzung; Medienbildung und Demokratie.
Zu den Fachforen auf dem Hambacher Schloss und im Koblenzer Historischen Rathaus 2018 hat das IBEB eine Dokumentation herausgegeben u.a. mit Grundsatzbeiträgen:
- Einführung Prof. Dr. Armin Schneider
- Prof. Dr. Irit Wyrobnik, Bildung beginnt mit der Geburt – Partizipation ebenso! Demokratische Bildung in Kindertagesstätten
- Prof. Dr. Jörg Maywald, Das Kind als Träger eigener Rechte – Kinderrechte als Grundlage einer Erziehung zur Demokratie
Ab 2019 startet das Qualifizierungsprogramm „Kitas MIT Wirkung“ für Kita-Fachberaterinnen und Fachberater. Das Programm unterstützt die Berater/innen dabei, Kindertagesstätten als Orte der Demokratie weiter zu profilieren, damit Kinder von klein auf, gemeinsam erarbeitete Regeln, Rechte und Pflichten erfahren können.
Das Qualifizierungsprogramm, das die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz durchführt, soll die Fachberatungen beim kollegialen Austausch zum Thema unterstützen, dabei helfen, die Beratungskompetenzen zu erweitern und Veränderungsprozesse in Kitas anzustoßen und zu begleiten, damit alle Kitas in Rheinland-Pfalz ihr Profil als Orte der Demokratie und Mitbestimmung schärfen.
Bearbeitet werden folgende Themen:
- Entwicklung eines demokratischen Teams als Voraussetzung einer demokratischen Kita
- Erarbeitung partizipativer Methoden
- Zusammenarbeit mit den Eltern für eine demokratische Kita
- Auseinandersetzung mit der Studie „Kita-Qualität aus Kindersicht“
- Beschwerdemanagement
Neben der Qualifizierung über Fachtage erfolgt eine Vernetzung für den Anstoß zum kollegialen Austausch sowie eine bedarfsgerechte Telefonberatung.
Über das Fortbildungsprogramm des Landes zur Qualifizierung und Prozessbegleitung der pädagogischen Fachkräfte und Teams in Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz“ können im Förderbereich 1 „Entwicklungsbegleitung von Kindern“ die Fortbildung u. a. zu folgenden Aspekten unterstützt werden:
- Beteiligung von Kindern
- Inklusives Denken und Handeln
- Kultur- und religionssensibler Umgang in der Kita
Konsultationskitas dienen in Rheinland-Pfalz der Theorie-Praxis-Verzahnung.
In den Jahren 2021 - 2023 sind die Kindertagesstätte St. Matthias in Trier und die städtische Kindertagesstätte Goetheplatz in Mainz Konsultationskitas im Sinne der Demokratiebildung.
Schwerpunkt „Partizipation und Demokratiebildung in der Kindertagesstätte“
Aktuell bietet zum Thema „Demokratieerziehung“ die Kindertagesstätte St. Matthias in Trier die Möglichkeit
- Hospitationen nach Absprache
- Fachtage oder Nachmittage in Ihrer Einrichtung
- Teambegleitung mit einer unserer Fachkräfte in Ihrer Einrichtung
- Informationsgespräche
- Durchführung von Workshops
- Besuch von Teamsitzungen
Aspekte dabei sind:
- Partizipation im Alltag der Kindertagesstätte mit Kindern, Erzieherinnen und Erziehern sowie Eltern,
- Kinderrechte und Menschenrechte auf allen Ebenen beachten,
- Beschwerdehelfer von Kindern gewählt, die sich für Kinder aktiv einsetzen,
- gelebtes Beschwerdemanagement in der Kita,
- Stoppregeln bei Grenzüberschreitungen,
- Kinderkonferenzen, Kinderparlamente und Abstimmungsverfahren kompetent und sicher einsetzen werden,
- Könnerbuch und Könnerbox als demokratische Möglichkeit der Dokumentation anwenden,
- Regeln mit Kindern partizipativ gestalten und dokumentieren,
- Bildschrift mit den Kindern entwickelen, um Protokolle zu schreiben und Regeln im Alltag zu dokumentieren,
- Partizipation mit Eltern: Wie werden Eltern mitgenommen und Überzeugungsarbeit geleistet,
- Projekte werden mit Kindern auf Freiwilligkeit entwickelen,
- Essenssituationen (Mittagessen / Frühstücksbuffet) und Speisepläne partizipativ gestaltet werden,
- Die Kitaverfassung: Einhaltung der Rechte der Kinder. Wie wird sie eingesetzt und weiterentwickelt,
- Kinderrechte einsetzen,
- Grenzüberschreitungen Kindern gegenüber verhindern und definieren.
Schwerpunkt „Barrieren abbauen-Vielfalt in der Kita stärken-Inklusion leben“
Zum Thema „Barrieren abbauen-Vielfalt in der Kita stärken –Inklusion leben“ bieten die städtische Kindertagesstätte Goetheplatz in Mainz die Möglichkeit auf der Grundlage des anti-bias-approach (Ansatz gegen Einseitigkeit und Ausgrenzung, Kinderwelten Berlin, Fachstelle für den Situationsansatz) und die Kindertagesstätte Großer Garten in Schifferstadt, welche den Index für Inklusion als Qualitätsentwicklungsinstrument nutzt, kostenfrei
- Hospitationen von Einzelpersonen oder Gruppe
- einen Tag in der Kita mit Hausführung, Materialangebot, Selbsterfahrungsübungen, theoretische Hintergründe abgestimmt auf die Bedarfe der Kitas
- Fachtage
- Workshops
- Beratung
Viele Fortbildungsträger, darunter auch Mitglieder des AK Demokratiepädagogik, bieten Fortbildungen im Themenbereich Demokratiepädagogik an. So hat beispielsweise das Sozialpädagogische Fortbildungszentrum (SPFZ) im Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Themen wie Partizipation und Diskriminierungsschutz als festen Bestandteil im Programm. Beispielhaft genannt sind die Angebote zum Situationsansatz, Angebote wie „Fairness im Kita-Alltag erleben und gemeinsam gestalten“ oder „Interkulturelle Vielfalt in der Kita“.
Einen kostenlosen Online-Kurs zum Thema Mitentscheiden in der Kita wird des Weiteren seit dem 16.09.2019 unter www.oncampus.de/weiterbildung/moocs/kita angeboten. Entwickelt wurde er vom Projektteam jungbewegt der Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit Prof. Dr. Raingard Knauer und Prof. Dr. Sturzenhecker sowie Rüdiger Hansen.
Unter dem Motto „Die Kita- Kein Platz für Diskriminierung und Demokratiefeindlichkeit“ wird für rheinland-pfälzische Kitas Beratung angeboten, die abwertendes diskriminierendes Verhalten in der Kita beobachten und zur Klärung und Orientierung Unterstützung benötigen. Als erste Kontaktstelle dienen das SPFZ und das ILF. Die Beratung wird angeboten in Kooperation mit Demokratie leben!, m*power und der Beratungsstelle Salam gegen islamistische Radikalisierung.
Teamfortbildung nach Erstberatung
Die Teamfortbildung: „Die Kita – ein Platz für Menschenfreundlichkeit und Demokratiebildung“ wird vom Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung (ilf) angeboten. Mögliche Inhalte der 2- 3-tägigen Teamfortbildung für Kitas auf Anfrage sind u. a.: Menschenrechtsorientiert Demokratiebildung, Bedeutung der eigenen Sozialisation, Interkulturelle Öffnung des Teams mit Möglichkeiten und Grenzen, Beteiligung und Partizipation von Kindern, gewaltfeie Kommunikation. Kooperationspartner sind das Ministerium für Bildung, SPFZ zusammen mit Demokratie leben!, m*power und der Beratungsstelle Salam gegen islamistische Radikalisierung.
Das Kita-Referat des Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung als Betriebserlaubnis erteilende Behörde berät Kindertageseinrichtungen und Träger zur Umsetzung von § 45 Abs. 2 SGB VIII zur Sicherung der Rechte von Kindern und der Beschwerdemöglichkeiten.