Französische Sprachbildung
In den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen (BEE) heißt es:
„Sprache ist das zentrale Mittel für Menschen, Beziehungen zu ihrer Umwelt aufzubauen und diese dadurch zu verstehen. […] Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, zu erfahren und zu entdecken, dass es viele verschiedene Sprachen gibt, die alle die gleiche Funktion erfüllen, und Lust am Lernen einer anderen Sprache zu entwickeln.“ (BEE 2014, S.53 ff.)
Da Rheinland-Pfalz an französischsprachige Nachbarländer grenzt, bieten sich beste Voraussetzungen und Möglichkeiten, gerade für Kinder im grenznahen Bereich, eine zweite Sprache und eine andere Kultur zu erleben und diese möglicherweise auch zu erlernen. Die Landesregierung fördert dies durch verschiedene Angebote.
Das Institut „Fortbildungen zur Mehrsprachigkeit – FzM“ bietet für Kitas mit deutsch-französischer Spracharbeit vielfache Fortbildungen an. Die Angebote werden regelmäßig erweitert – ein Blick in das Programm auf der Homepage lohnt sich.
Mit dem Ziel der intensiveren Vermittlung von französischer Sprache und Kultur in Kindertagesstätten wurde das Programm „Lerne die Sprache des Nachbarn“ (LSN) 1986 auf Initiative von Politikern aus dem Elsass, den Regionen südlicher und mittlerer Oberrhein sowie der Südpfalz entwickelt
Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt das Programm, indem es in der Landesverordnung zur Ausführung des Kindertagesstättengesetzes (§ 2 Abs. 5 Nr. 6 in Verbindung mit § 7 Abs. 3) anbietet, im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel bis zu 60% der Personalkosten zu übernehmen, wenn zur Vermittlung der französischen Sprache eine französische Erziehungskraft als zusätzliche Kraft eingesetzt wird. Der Einsatz von zusätzlichem Personal bedarf der Zustimmung des Jugendamtes.
Näheres zu dem Programm LSN finden Sie in der Orientierungshilfe für den Einsatz französischer Fachkräfte im Kindergarten.
Mit dem sogenannten Elysée-Vertrag wurde im Januar 1963 die deutsch-französische Freundschaft besiegelt. Damit auch heute Kinder und Jugendliche ein Bewusstsein für diese besondere Freundschaft erlangen können, kam es am 50. Jahrestag des Elysée-Vertrages, am 22. Januar 2013, zu einer Verankerung der freundschaftlichen Beziehung in der Bildungsarbeit beider Länder. Unter Beteiligung aller Bundesländer wurde die „Deutsch-Französische Qualitätscharta für bilinguale Kindertageseinrichtungen“ (kurz: Qualitätscharta) unterzeichnet.
Die verfolgten Ziele der Qualitätscharta beziehen sich u.a. auf das Angebot des Erwerbs der Partnersprache, um
1. frühzeitig die Fähigkeit der Kinder zum Erlernen von Fremdsprachen zu fördern,
2. durch die frühzeitige Einführung der Sprache des Partners einen Beitrag zur Entwicklung eines Europas der Mehrsprachigkeit zu leisten und
3. mit dem Erwerb dieser Sprache ein schrittweiser lebenslanger Kompetenzaufbau in anderen Sprachen und die Entwicklung von Interesse an sprachlichen und interkulturellen Erfahrungen und Kenntnissen anzuregen.
Ein weiteres Ziel der Vereinbarung ist es, bis zum Jahr 2020 ein deutsch-französisches Netz mit insgesamt 200 zweisprachigen Ecoles Maternelles und Kitas aufzubauen.
Auf der Basis dieser Qualitätscharta bewerben sich seitdem Kindertagesstätten, stellen ihr bilinguales (deutsch-französisches) Konzept vor und werden durch das zusätzliche Qualitätslabel „Ecoles Maternelles / Bilinguale Kindertageseinrichtung – Elysée 2020“ ausgezeichnet.
Das angestrebte Ziel von 200 zertifizierten Einrichtungen konnte sogar schon vor dem Jahr 2020 erreicht werden. Zum Stand Juni 2018 waren in Deutschland bereits 158 Einrichtungen zertifiziert, davon 38 in Rheinland-Pfalz. In Frankreich sind es bislang 86 Ecoles Maternelles, sodass inzwischen bereits 244 Einrichtungen auf deutscher und französischer Seite ausgezeichnet wurden. Interessierte Einrichtungen können sich jedoch weiterhin für die Zertifizierung bewerben.
Die Anforderungen zur Erlangung dieses Qualitätslabels können Sie der nebenstehenden Qualitätscharta entnehmen.
Auskunft zu Antragsterminen erhalten Sie bei Frau Bous (judith.bous(at)bm.rlp.de).
Der deutsch-französische Kindergarten/école maternelle franco-allemande in der französischen Grenzgemeinde Liederschiedt ist eine einzigartige Einrichtung, die deutschen und französischen Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt aus den französischen Gemeinden Liederschiedt, Haspelschiedt und Roppeviller und den deutschen Gemeinden Schweix und Hilst offen steht.
Kinder beider Nationen treffen zusammen, um gemeinsam in binationalen Gruppen die kulturellen und auch sprachlichen Aspekte des Nachbarlandes im täglichen Kontakt zu erleben. Ein Team von französischen und deutschen Fachkräften erzielt unter fachlicher Begleitung die bestmöglichen Voraussetzungen, um die gemeinsamen Bildungs- und Erziehungsziele von école maternelle und Kindergarten mit den Kindern aus beiden Nationen in der täglichen Arbeit umzusetzen.
Französische und deutsche Fachberatung, die deutschen und französischen Behörden und auch die politisch Verantwortlichen arbeiten eng zusammen, um rechtliche, pädagogische, organisatorische und auch finanzielle Fragestellungen zu klären. Das persönliche Engagement aller an diesem Projekt Beteiligten hat es möglich gemacht, sich gegenseitig die Tür zu einem anderen kulturellen Verständnis zu öffnen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Kita.