Page 27 - Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz
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     Kindertagesstätten sind als Teil des Kinder- und Jugendhilfe- systems dem Wohl des Kindes verpflichtet. Das Kind ist von Anfang an Person und wird als solche ganz angenommen, mit all ihren Stärken, Schwächen und Besonderheiten. Darum sind Kinder als Subjekt von Bildung und Erziehung zu denken, die sich durch ihre natürliche Ausstattung und im Rahmen kultu- reller Gegebenheiten ihre Welt durch Eigenaktivität nach und nach aneignen. Erziehung und Bildung stehen nicht unabhän- gig nebeneinander, sie sind nur im Verhältnis zueinander zu bestimmen. Erziehung ist geprägt durch die gesellschaftliche Kultur des Aufwachsens und die für das Kind bedeutsamen Bindungspersonen, aber auch die Peergroups der Kinder. Er- ziehung wird im Kontext der pädagogischen Arbeit der Kindertagesstätte als mitgestaltender Anteil der vornehmlich erwachsenen Bezugspersonen an die kindlichen Bildungsan- strengungen verstanden. In der Kindertagesstätte sind Fach- kräfte und Eltern auf eine Zusammenarbeit in der Erziehung der Kinder angewiesen. Dabei bilden sich unterschiedliche so- ziale und ethnische Kulturen in den elterlichen Erziehungsthe- orien und Erziehungsstrategien ab. Diese können ggf. sogar im Kontrast zum Selbstverständnis im Erziehungsalltag der Kin- dertagesstätte stehen. Respekt vor der Erziehungsverantwor- tung der Eltern und eine kultursensible Gestaltung des päda- gogischen Alltags unterstützen das Ziel und den Anspruch, jedem Kind gerecht zu werden. Ausgangspunkt ist das Bild vom Kind als aktiv Lernendem, das in seiner Auseinandersetzung mit der Umwelt Sinn und Bedeutung sucht. In diesem Sinne wird Bildung einerseits als Selbstbildung ver- standen. Damit wird jener Aspekt betont, der die Eigenaktivi- tät der Kinder beschreibt, nämlich ihre Entscheidung darüber, wie sie die Menschen, die Dinge bzw. ihr eigenes Können se-     CV_65065_Bildungs-und Erziehungsplan Rheinland-Pfalz 4AL_INHALT_.indb 26 01.09.2020 12:22:25 Bildungs- und Erziehungsverständnis in Kindertagesstätten 26            


































































































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