Rheinland-Pfalz hat sich schon früh im Rahmen eines bundesweiten Projektes „Träger zeigen Profil“ im Rahmen der Nationalen Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder dem Thema Trägerqualität angenommen. Grundlage für die Entscheidung, sich an diesem Projekt zu beteiligen, war das Bewusstsein, dass die Qualität einer Kindertageseinrichtung maßgeblich von der Qualität des Trägers abhängt. In enger Kooperation mit der Praxis wurde vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München ein Trägerprofil konzipiert, in dem Trägeraufgaben identifiziert wurden. Die damals formulierten Dimensionen sind auch heute noch von Bedeutung und zeigen die Vielschichtigkeit der Aufgaben eines Trägers:
- Organisations- und Dienstleistungsentwicklung,
- Konzeption und Konzeptionsentwicklung,
- Qualitätsmanagement,
- Personalmanagement,
- Finanzmanagement,
- Familienorientierung und Elternbeteiligung,
- Gemeinwesenorientierte Vernetzung und Kooperation ,
- Bedarfsermittlung und Angebotsplanung,
- Öffentlichkeitsarbeit,
- Bau- und Sachausstattung.
Betrachtet man sich dieses Profil basierend auf der Tatsache, dass Träger nicht selten ehrenamtlich agieren oder aber eine Vielzahl von anderen Aufgaben neben der Kindertageseinrichtung haben, zeigt sich eine gewisse Brisanz. Sicherlich können einige Aufgaben an die Leitung der Kindertageseinrichtung delegiert werden, ein wichtiges Ergebnis dieses Projektes war aber auch, dass diese Delegation als solche benannt werden muss und den Träger nicht von der bestehenden Verantwortung befreit.
Trägervielfalt in Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz weist eine Vielfalt unterschiedlicher Träger von Kindertageseinrichtungen auf: hier finden sich ganz große und ganz kleine Träger, die jeweils eine spezifische Qualität vorweisen. In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an alle Träger durch gesetzliche Vorgaben, durch ein verändertes Nachfrageverhalten von Familien und durch neue gesellschaftliche Entwicklungen enorm gewandelt. Träger als Teil des Systems der Kindertagesbetreuung begegnen diesen Herausforderungen mit ganz unterschiedlichen Konzepten. Oft steht auch eine Neuausrichtung und -verteilung der Aufgaben zwischen Leitung und Trägern auf der Tagesordnung, die Nutzung von anderen und neuen Organisationsformen bis hin zur Schaffung neuer Strukturen wie z. B. Trägerverbünde.
Expertisen zum Thema Trägerqualität
Auf den Träger - als den die Qualität bestimmenden Faktor - weist der Deutsche Verein in seinen Empfehlungen zur Qualität in Kindertageseinrichtungen hin (vgl. Deutscher Verein 2013). Der Zwischenbericht "Frühe Bildung weiterentwickeln und finanziell sichern" (BMFSFJ & FMK 2016) betont die besondere Verantwortung der Träger für die Steuerung im System, den Diskurs, den Wissenstransfer und die Unterstützung der Einrichtungen. Zudem hat der Deutsche Verein Empfehlungen zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität von Kita-Trägern veröffentlicht (Deutscher Verein 2024).
Die Träger finden jedoch bislang vornehmlich in der Darstellung der Rahmenbedingungen Berücksichtigung, so beispielsweise in der AQUA-Studie (vgl. Schreyer & Brandl 2014) und in der Studie "Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung" (vgl. Viernickel 2013a). Meiner-Teubner et al. beschreiben in ihrer Analyse "Träger von Kindertageseinrichtungen im Spiegel der amtlichen Statistik", ausgehend von der KITA-Statistik, die Strukturen der Träger (Meiner-Teubner et al. 2016). Forderungen an Träger beziehen sich – wie auch schon in der Nationalen Qualitätsinitiative – beispielsweise auf die Festlegung von Aufgaben und Zuständigkeiten, die Personalentwicklung sowie Zielbestimmungen für die Kindertageseinrichtungen (vgl. Rückert 2011).
Zusammenfassend stehen der zunehmenden Bedeutung der Träger im System der Kindertagesbetreuung wenig belastbare Erkenntnisse über ihre Funktion, insbesondere in der Unterstützung von Kindertageseinrichtungen, gegenüber. Erste Initiativen zur Weiterentwicklung der Träger zeichnen sich in Weiterbildungen der Trägerverbünde und Veranstaltungen wie z. B. den IBEB-Diskursforen ab, in denen das Thema Trägerstrukturen aufgegriffen und aus den Perspektiven der verschiedenen Akteure gemeinsam diskutiert wird. Dabei bildet die Trägerpluralität einen Mehrwert für alle Beteiligten, da der Austausch und der Diskurs auf der Basis der Erfahrungen in der je eigenen Trägerschaft und den dort zum Teil vorhandenen Qualifizierungsmaßnahmen erfolgen.
Trägerpluralität und Vielfalt in der Kinder- und Jugendhilfe bereichern die Landschaft der Kindertageseinrichtungen enorm. Gleichzeitig sollte das Ziel sein, unter gegebenen Strukturen Trägerqualität möglich zu machen oder aber neue Organisationsformen zu finden, die dies ermöglichen.