In den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen (BEE) heißt es:
„Sprache ist das zentrale Mittel für Menschen, Beziehungen zu ihrer Umwelt aufzubauen und diese dadurch zu verstehen. […] Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, zu erfahren und zu entdecken, dass es viele verschiedene Sprachen gibt, die alle die gleiche Funktion erfüllen, und Lust am Lernen einer anderen Sprache zu entwickeln.“ (BEE 2014, S.53 ff.)
Da Rheinland-Pfalz an französischsprachige Nachbarländer grenzt, bieten sich beste Voraussetzungen und Möglichkeiten, gerade für Kinder im grenznahen Bereich, eine zweite Sprache und eine andere Kultur zu erleben und diese möglicherweise auch zu erlernen. Im KiTaG wurde über das Sozialraumbudget (§ 25 Abs. 5 KiTaG) die Möglichkeit eröffnet, dass die französische Spracharbeit in einer Konzeption der örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe aufgenommen wird. So ist es möglich, dass französische Spracharbeit in einer Kita fest verankert wird. Die französischen Fachkräfte können im Rahmen der Fachkräftevereinbarung entweder als pädagogische Fachkraft mit entsprechender Ausbildung oder als profilergänzende Kraft in das Team einer Kita integriert werden.
Als Anhaltspunkt für den Einsatz der französischen Fachkräfte kann weiterhin die „Orientierungshilfe für den Einsatz französischer Fachkräfte im Kindergarten“ herangezogen werden.
Mit dem sogenannten Elysée-Vertrag wurde im Januar 1963 die deutsch-französische Freundschaft besiegelt. Damit auch heute Kinder und Jugendliche ein Bewusstsein für diese besondere Freundschaft erlangen können, kam es am 50. Jahrestag des Elysée-Vertrages, am 22. Januar 2013, zu einer Verankerung der freundschaftlichen Beziehung in der Bildungsarbeit beider Länder. Unter Beteiligung aller Bundesländer wurde die „Deutsch-Französische Qualitätscharta für bilinguale Kindertageseinrichtungen“ (kurz: Qualitätscharta) unterzeichnet.
Die verfolgten Ziele der Qualitätscharta beziehen sich u. a. auf das Angebot des Erwerbs der Partnersprache, um
- frühzeitig die Fähigkeit der Kinder zum Erlernen von Fremdsprachen zu fördern,
- durch die frühzeitige Einführung der Sprache des Partners einen Beitrag zur Entwicklung eines Europas der Mehrsprachigkeit zu leisten und
- mit dem Erwerb dieser Sprache einen schrittweise lebenslangen Kompetenzaufbau in anderen Sprachen und die Entwicklung von Interesse an sprachlichen und interkulturellen Erfahrungen und Kenntnissen anzuregen.
Ein weiteres Ziel der Vereinbarung war es, bis zum Jahr 2020 ein deutsch-französisches Netz mit insgesamt 200 zweisprachigen Écoles maternelles und Kitas aufzubauen. Dieses Ziel wurde schon vorzeitig erreicht. Zum Stand April 2024 zählt das Netzwerk 330 französische Écoles maternelles Èlysée und 216 deutsche Élysée-Kindertageseinrichtungen. Dieses erfreuliche Ergebnis bestätigt die Wichtigkeit der Initiative, die auch weiterhin fortgeführt wird.
Die Anforderungen zur Erlangung dieses Qualitätslabels können Sie der Qualitätscharta sowie der Handreichung entnehmen.
Auskunft zu Antragsterminen erhalten Sie bei Frau Bous (judith.bous(at)bm.rlp.de).
Der Deutsch-Französische Kindergarten/école maternelle franco-allemande in der französischen Grenzgemeinde Liederschiedt ist eine einzigartige Einrichtung, die deutschen und französischen Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt aus den französischen Gemeinden Liederschiedt, Haspelschiedt und Roppeviller und den deutschen Gemeinden Schweix und Hilst offen steht.
Kinder beider Nationen treffen zusammen, um gemeinsam in binationalen Gruppen die kulturellen und auch sprachlichen Aspekte des Nachbarlandes im täglichen Kontakt zu erleben. Ein Team von französischen und deutschen Fachkräften erzielt unter fachlicher Begleitung die bestmöglichen Voraussetzungen, um die gemeinsamen Bildungs- und Erziehungsziele von école maternelle und Kindergarten mit den Kindern aus beiden Nationen in der täglichen Arbeit umzusetzen.
Französische und deutsche Fachberatung, die deutschen und französischen Behörden und auch die politisch Verantwortlichen arbeiten eng zusammen, um rechtliche, pädagogische, organisatorische und auch finanzielle Fragestellungen zu klären. Das persönliche Engagement aller an diesem Projekt Beteiligten hat es möglich gemacht, sich gegenseitig die Tür zu einem anderen kulturellen Verständnis zu öffnen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Kita.