Die am Freitag veröffentlichte bundesweite Vergleichsstudie zeigt: Deutschlandweit haben mehr teilnehmende Schülerinnen und Schüler der neunten Klassenstufe die Mindeststandards erfüllt. Rheinland-Pfalz ragt aus diesem positiven Trend sogar noch ein Stück heraus. „Der IQB-Bildungstrend bescheinigt, dass die Ergebnisse für Rheinland-Pfalz ,insgesamt besonders gut‘ ausfallen“, führte Hubig aus. „Das ist ein sehr positives Signal, denn gute Englischkenntnisse werden in einer global vernetzten Welt immer wichtiger – ganz besonders für ein Bundesland im Herzen Europas mit so umfangreichen und wichtigen Außenbeziehungen auf allen Ebenen. Mein Dank geht an alle Lehrkräfte, die dieses Ergebnis ermöglicht haben – zusammen mit Anerkennung und Freude darüber, dass die Schülerinnen und Schüler diese Leistungen erbracht haben.“
Dem bundesweit erfreulichen Trend im Fach Englisch steht im Fach Deutsch eine andere Entwicklung entgegen: Dort haben weniger Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards erreicht als bei der vorhergehenden Testung 2015. Dies gilt auch für Rheinland-Pfalz. Die vom IQB ermittelten Kompetenzmittelwerte für alle Bundesländer für das Jahr 2022 zeigen zudem: Im Ländervergleich ergibt sich für Rheinland-Pfalz keine nennenswerte Abweichung. Untersucht wurde auch, wie viele Neuntklässlerinnen und Neuntklässler die zuvor definierten Mindest- und Regelstandards in verschiedenen Kompetenzfeldern erreichen. Den Regelstandard in deutscher Rechtschreibung (Orthografie) erreichen in Rheinland-Pfalz erkennbar mehr Schülerinnen und Schüler als in Deutschland insgesamt. Zudem gibt es in Rheinland-Pfalz deutlich weniger Neuntklässlerinnen und Neuntklässler, die den Mindeststandard verfehlen, als in anderen Bundesländern. Dieser positive Befund trifft so nur auf wenige andere Bundesländer zu.
„Dennoch ist völlig klar: Diese Ergebnisse können uns insgesamt nicht zufriedenstellen“, erklärte Hubig. „Wir werden die Daten deshalb genau analysieren und uns entschlossen der Herausforderung stellen, in Deutsch besser zu werden.“ Die Ministerin betonte zugleich, dass im Grundschulbereich in Rheinland-Pfalz bereits eine Reihe von Schritten eingeleitet worden sind, die positive Wirkung zeigen. „Vor einem Jahr haben wir beim IQB-Bildungstrend Grundschule 2021 unsere Ergebnisse entgegen dem Bundestrend stabil halten können. Das zeigt, dass unsere seit fünf Jahren im Primarbereich angestoßenen Maßnahmen allmählich wirken. Bis sich dies auch in den weiterführenden Schulen bemerkbar macht, wird es natürlich noch etwas dauern.“
Zum Beispiel wird das Programm „Lesen macht stark“ in diesem Schuljahr flächendeckend ausgerollt und ab kommendem Schuljahr verbindlich in allen Grundschulen eingesetzt. „Der bereits in allen Grundschulen verbindlich eingeführte Grundwortschatz und die beschlossene zusätzliche Deutschstunde werden ebenfalls Beiträge leisten, die Kompetenzen in diesem Fach zu stärken“, so Hubig. Und nicht zuletzt wird das Programm „Mit Kindern im Gespräch“ das Zuhören verbessern – ein Bereich, in dem bundesweit besonderer Nachholbedarf besteht. „Bei all diesen Maßnahmen kann Rheinland-Pfalz auf den im Frühsommer vorgestellten Neun-Punkte-Plan für die Grundschulen zurückgreifen“, berichtete die Ministerin weiter (siehe auch https://bm.rlp.de/service/pressemitteilungen/detail/mehr-lesen-mehr-schreiben-mehr-rechnen-mehr-chancen-rhein-land-pfalz-staerkt-basiskompetenzen-der-grundschulkinder-und-sorgt-fuer-mehr-bildungsgerechtigkeit). Außerdem setze Rheinland-Pfalz auf digitale Diagnosetools, um individuelle Lernbedarfe besser und schneller zu erkennen und reagieren zu können.
Gleichzeitig kündigte Hubig an, das Ministerium für Bildung werde weitere Anstrengungen unternehmen, um die Deutschkompetenzen auch in der Sekundarstufe I (ab Klassenstufe 5) auszubauen. Denkbar sei es, Diagnoseverfahren zu erweitern und Freiräume durch Vertretungsstunden gezielt für Lese- und Verstehensübungen zu nutzen. „Hierzu werden wir uns mit dem Pädagogischen Landesinstitut und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Lehrkräften und weiteren Beteiligten beraten. Denn natürlich wollen wir dafür sorgen, dass beim nächsten IQB-Bildungstrend mehr Schülerinnen und Schüler die Mindest- und Regelstandards erreichen können.“
Die Ministerin erinnerte abschließend daran, dass sich auch die Schulschließungen während der Corona-Pandemie auf die Ergebnisse ausgewirkt haben: „Es bestätigt sich erneut, dass der pandemiebedingte Fernunterricht für viele Schülerinnen und Schüler eine Belastung und dem Lernen abträglich war. Deshalb hat Rheinland-Pfalz während seiner Präsidentschaft in der Kultusministerkonferenz (KMK) im Jahr 2020 großen Wert darauf gelegt, die Schulen offen zu lassen, soweit dies mit Blick auf das Infektionsgeschehen vertretbar war.“